Alles, was Sie schon immer über Magnesium wissen wollten

cup of water

Dr. Pierre-Olivier Lang

Geriatspezialist, Centre médical de la Cliniquede Montchoisi, Lausanne und Clinique de Genolier

Juni 1, 2022

Magnesium hat viele positive Auswirkungen auf uns. Es ist ein bekanntes starkes Abführmittel und trägt dazu bei, die Ausscheidungskanäle des Körpers zu erweitern. Wenn es auf die Haut aufgetragen wird, kann es helfen, Müdigkeit und Schmerzen zu lindern, und es kann auch die Muskeln entspannen. Es ist definitiv eines der Vitamine, die für unseren Körper unentbehrlich sind. Es gibt eine bestimmte Dosierung der Magnesiumzufuhr, an die wir uns halten sollten, da eine Überschreitung der Grenzen negative Auswirkungen haben kann. Wie immer ist eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung empfehlenswert, um uns so gesund wie möglich zu machen und zu halten.

Um alles zu erfahren, was Sie schon immer über Magnesium wissen wollten, lesen Sie den Artikel von Dr. Pierre-Olivier Lang.

Magnesiumsulfat wird seit der Antike als wirksames Abführmittel eingenommen. Es soll die Kanäle der Körperausscheidungen erweitern (Gallenkanälchen, Darm). Als wässrige Lösung schreibt man ihm, äusserlich angewendet, folgende Wirkungen zu: entspannende und entkrampfende Wirkung auf die Muskeln, schmerzlösend, ausgleichend bei Erschöpfung. Spas und andere Institute, die Hydrotherapie, Aromatherapie und Phytotherapie anbieten, verwenden dieses antike Salz zum Remineralisieren und Revitalisieren, als Peeling oder Badezusatz. Durch seine hohe Dichte, kann eine Person in einer konzentrierten Epsom-Salzlösung (benannt nach der Stadt in Südengland, wo dieses Salz «entdeckt» und abgebaut wurde) quasi schwerelos an der Wasseroberfläche treiben. Man gebraucht es in Floating-Tanks (Isolierung von der Reizüberflutung). 1920 wird Magnesium (Mg) zum ersten Mal im Blut gemessen und als lebenswichtiges Element identifiziert. Es wirkt als Kofaktor bei mehr als 300 enzymatischen Vorgängen.

Von der Vorbeugung von Muskelkrämpfen, Arhythmien und kardiovaskulären Krankheiten bis zu ihrem neuroprotektiven Effekt, ist die Magnesium Nahrungsergänzung wieder ein Trend, wie die erhöhte tägliche Einnahme zeigt. Es ist einwandfrei nachgewiesen, dass unsere Nährstoffzufuhr an Mg unzureichend ist (50% der Nordamerikaner haben einen Mangel). Die Qualität der modernen westlichen Ernährungsweise wird angeprangert, sowie die intensive Landwirtschaft, die den Mg-Gehalt von Obst und Gemüse reduziert, und die Prozesse der Lebensmittelverarbeitung, wodurch die Rohstoffe bis zu 90% des ursprünglichen Mg-Gehalts einbüssen.

Was ist das genau?

Magnesium ist Teil der für unseren Organismus unentbehrlichen Mineralstoffe. Der erwachsene menschliche Körper enthält ungefähr 25g Mg, wovon sich 50-60% in den Knochen befinden. Der Rest befindet sich in den Zellen (25% in den Muskeln), seine kursierende Form beträgt nur 1% des Gesamtgehaltes im Organismus. Es gibt keine Übereinstimmung über die zuverlässigste Art, den Mg-Status zu messen. Der Wert im Blut und/oder in den roten Blutkörperchen ist nur dann anormal, wenn der Mangel schon sehr stark ist. Wenn auch der Wert des Erythrozyten-Mg (in den roten Blutkörperchen) am zuverlässigsten scheint, gibt es keinen standardisierten, verlässlichen Test für den reellen Mg-Gehalt im Organismus.

Wozu braucht man es?

In den Knochen beteiligt sich Mg an der Bildung der äusseren Schicht der kristallinen Knochenverbindungen, aber in unseren Zellen ist sein Vorkommen ausschlaggebend.

Mg hilft bei der Energiegewinnung, der Nukleinsäuresynthese (wichtiger Bestandteil der DNS) und der Synthese von Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren. Es spielt eine wichtige Rolle bei Muskelkontraktionen. Mg hindert Kalzium am Eindringen in die Zellen und hält so die Membranstabilität aufrecht. Es greift bei der Kaskade der oxidativen Reaktionen bei Stress (oxidatives Gleichgewicht) ein. Mg steht in engem Zusammenhang mit dem Phosphor-Kalzium-Stoffwechsel, insbesondere mit den verschiedenen Etappen der Vitamin D Aktivierung und reguliert den Kaliumspiegel.

Aufnahme und Stoffwechsel

Unser Verdauungstrakt absorbiert 30 à 50% des Mg in der Nahrung. Diese Absorption findet auf der ganzen Länge des Verdauungstrakts statt, aber vor allem im distalen Abschnitt des Leerdarms und des Ileums. Die Aufnahme ist hauptsächlich passiv, und erhöht sich je nach Zufuhr. Die aktive Absorption ist reguliert und betrifft nur einen kleinen Teil der Mg-Zufuhr. Jede Form der Absorption wird durch Vitamin D, dem Parathormon und Östrogenen unterstützt, und durch Hypermagnesiämie und Hyperkalziämie gebremst.

Die Nieren scheiden es aus, aber das meiste im Urin gefilterte Mg kann reabsorbiert werden. Wenn die Nahrungszufuhr hoch ist, scheidet die Niere das überflüssige Mg aus, denn die Reabsorption durch die Nieren ist ausgelastet. Umgekehrt kann bei geringerer Zufuhr bis zu 95% des gefilterten Mg durch die Nierenreabsorption verwendet werden. Eine hohe Alkoholzufuhr löst Mg-Verlust durch Urin aus, aber die Frequenz der MgDefizite bei hohem Alkoholkonsum zeugt eher von einer unzureichenden Zufuhr durch die Nahrung.

Bedarf, empfohlene Zufuhr, Quellen

Bei Erwachsenen, Senioren eingeschlossen, entspricht der Tagesbedarf an Mg 350mg/ Tag, ungefähr 5mg/kg/Tag. Jedoch werden bei dieser Zufuhr theoretisch nur 50% der Personen ausreichend versorgt. Die empfohlene tägliche Nährstoffzufuhr (RDA) wird allgemein auf 6mg/kg/Tag festgesetzt, und selbst das erscheint noch unzureichend, wenn man die jüngsten Beobachtungen über unzureichende Zufuhr in der Bevölkerung in Betracht zieht.

Mg findet man in vielen Lebensmitteln, also sollte, theoretisch, eine ausgewogene und vielseitige Ernährung den Bedarf decken. Die Hauptquellen für Magnesium finden Sie in der Tabelle 1.

Magnesiumgehalt von Lebensmittelportionen

Die Hypomagnesiämie (Magnesiummangel): Ursachen und Folgen

Man unterscheidet leichte (< 0,7 mmol/L) von schwerer Hypomagnesiämie (< 0,4 mmol/L). Bei starken Mangelerscheinungen liegen biologische Anomalien vor, die recht leicht festzustellen sind. In Abwesenheit zuverlässiger Wertbestimmung ist die Diagnose leichterer Fälle schwieriger.

Die Anzeichen sind immer spezifisch (cf Tabelle 2), aber Kalkmangel und Hypokaliämie weisen klar auf diese Diagnose hin.

Es gibt viele Ursachen, die in zwei Familien aufgeteilt werden können: Resorptionsdefizite im Verdauungstrakt und starke Nierenausscheidung (cf Tabelle 3). Der Mg-Wert im Blut sollte also nur in bestimmten Situationen miteinbezogen werden:

  • Risikofaktoren: schlechte Aufnahme oder chronischer Alkoholismus;
  • Einnahme bestimmter Medikamente: harntreibende Mittel, Protonenpumpenhemmer w(Magenschutz), bestimmte Immunsuprressiva;
  • Gleichzeitiger Kalkmangel und Hypokaliämie.

Hauptursachen für Hypomagnesiämie in der allgemeinen Praxis

Aufnahmestörungen im Verdauungstrakt:

• Malabsorption (vielfache Ursachen…)

• Medikamente, besonders Protonenpumpenhemmer (Magenschutz)

Übermässige Nierenausscheidungen:

• Schlecht eingestellte Diabetes (Typ I oder Typ II)

• Hyperkalziämie

• Chronischer Alkoholismus

• Medikamente (Thiaziddiuretika, Inhibitoren der Calcineurin-Wege)

• Ursache ist Nierenproblem: Lösen einer obstruktiven Uropathie mit postobstruktiver Diurese, schwere akute Tubulus-Nephrose

• Genetisch: Gitelman-Syndrom, Bartter-Syndrom

Behandlung der Hypomagnesiämie (Magnesiummangel)

In Erwartung von Empfehlungen scheint es angebracht, erstmal eine Nahrungsergänzung mit oral verabreichten Einheiten einzusetzen, deren Einnahmesicherheit erwiesen ist (288- 360mg/Tag), wenn keine schwerer Kalkmangel und Hypokaliämie vorliegt. Ein Risiko für iatrogene Hypomagnesiämie liegt bei Personen mit chronischer Niereninsuffizienz vor (klinische Anzeichen: Lethargie, Verringerung bzw. Verschwinden der Knochen-SehnenReflexe, Lähmung, Schläfrigkeit bis zum Koma, niedriger Blutdruck, Herzstillstand).

Andere Verwendungen für Magnesium

  • Muskelkrämpfe

Krämpfe sind ein häufiger Grund für den Arztbesuch und Mg wird sehr oft als Behandlung angeboten, allein oder in Kombination mit anderen Nährstoffen. Jedoch hat die Nahrungsergänzung nie seine Wirkung auf die Häufigkeit, die Intensität oder die Dauer der Krämpfe bewiesen. Ursprung der Krämpfe ist vielseitig: möglicher Magnesiummangel, Kreislaufprobleme, unausgeglichener Elektrolythaushalt, wie z.B. Hypokaliämie. Bei Sportlern ist der Mg-Bedarf oft erhöht (erhöhte Nierenausscheidung und Schwitzen), aber die ebenfalls erhöhte Kalorienaufnahme dürfte das ausgleichen; Mg-Zusätze haben keinen Einfluss auf die Leistung…

  • Herzrhythmusstörungen

Die Wirkung von Mg wird seit Jahren diskutiert. Wenn auch Mg-Mangel ein anerkannter Faktor für manche Rhythmusstörung ist, ist der Sinn einer Behandlung mit Mg ohne nachgewiesenen Mangel weniger deutlich. Studien wurden mit sehr kleinen Gruppen durchgeführt und zusätzliche Beweise müssen abgewartet werden, bevor man eine Empfehlung aussprechen kann.

  • Senkung der kardiovaskulären

Risikofaktoren Schlüssige Erkenntnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen Mg und bestimmten kardiovaskulären Risikofaktoren, wie Typ 2 Diabetes und Bluthochdruck. Dagegen zeigen Studien zum Effekt der Mg-Zufuhr auf die Kontrolle des Blutzuckerspiegels oder des glykiertem Hämoglobins (HbA1c, Zuckerablagerung am roten Blutfarbstoff Hämoglobin) und auf Bluthochdruck widersprüchliche oder enttäuschende Resultate. Beim derzeitigen Stand kann keine Empfehlung ausgesprochen werden.

  • Neuronenschutz

Der «Calcium-Antagonist»-Effekt von Mg ist seit langem bekannt und potentiell an einen blutdrucksenkenden Effekt gebunden. Die Entdeckung seiner Rolle als Regulator der Erregbarkeit des N-Methyl-D-Aspartat (NMDA) Rezeptors ist neu. Diese Daten deuten einen neuroprotektiven Effekt von Mg an, besonders nach einem ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall. Bis heute gibt es jedoch keine Bestätigung dieses Effekts.

Fazit

Die Hypothese des «Mangels in der Zelle» im Zusammenhang mit der Ernährung und potenziell mit bestimmten chronischen Krankheiten, oder auch die intrinsische positive Wirkung von Mg, rechtfertigt keine Nahrungsergänzung mit Mg, ohne dass Magnesiummangel besteht. Jedoch gibt es keine zuverlässige Art, den Mg-Status zu messen: Der Plasmawert oder in den roten Blutkörperchen zeigt nur starke Mangelzustände. Um Mangelzustände zu vermeiden, ist eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung die beste Lösung. Gleichzeitig sollte man auf Medikamente besonders achten, die eine Hypomagnesiämie verursachen.

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