Die Menopause tritt ein, wenn der Menstruationszyklus einer Frau aufhört. Sie treten in der Regel um das 50. Lebensjahr auf, können aber in manchen Fällen auch schon in den Vierzigern auftreten. Zu den Symptomen der Wechseljahre gehören Müdigkeit, Depressionen, Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Herzrasen, nachlassendes sexuelles Verlangen und vieles mehr. Hormone wie Östrogen sind in den Wechseljahren niedriger, was den Verlust der Libido verursacht. Die Symptome verschwinden mit der Zeit, aber wenn sie immer noch Probleme verursachen, ist es vielleicht am besten, sich behandeln zu lassen. Heutzutage gibt es zum Glück viele Möglichkeiten. Eine der gängigsten ist die Testosteronersatztherapie.
Möchten Sie mehr darüber erfahren? Lesen Sie den Artikel von Prof. Jacques Proust & Dr. Lela Seidler.
Libido und Hormonmangel
Die Verminderung des sexuellen Verlangens (hypoactive sexual desire disorder oder HSDD) ist eines der sexuellen Probleme, das von Frauen im Verlauf der Menopause am häufigsten zum Ausdruck gebracht wird, egal, ob es sich um die natürliche Menopause oder die Folge einer chirurgischen Entfernung der beiden Eierstöcke (Ovarektomie) aus gleich welchem medizinischen Grund handelt.
Der Spiegel der Androgene (männliche Hormone, die auch bei der Frau vorhanden sind und zum Teil von den Eierstöcken ausgeschüttet werden) vermindert sich mit zunehmendem Alter auf natürliche Weise, insbesondere nach der Menopause, bricht jedoch nach einer Ovarektomie plötzlich ab.
Nun hängt aber das sexuelle Verlangen der Frau zum Teil von einem speziellen Androgen ab, dem Testosteron. Eine beidseitige Ovarektomie führt in 50 % der Fälle zu einer Verminderung des sexuellen Verlangens, da hierdurch der Beitrag der Eierstöcke zur Gesamtkonzentration des im Organismus produzierten Testosterons wegfällt. Bei Frauen nach der Menopause ist die Abnahme des Testosteronspiegels häufig von einem Verlust der Libido, einer Verminderung der sexuellen Aktivität, einer Abnahme des Wohlbefindens und einem Eindruck allgemeiner Müdigkeit begleitet.
Gibt es eine Lösung dafür?
Der Nachweis des Zusammenhangs zwischen einer verminderten Testosteronproduktion und der sexuellen Funktionsstörung führte logischerweise dazu, dass man dieses Hormon zur Reaktivierung des sexuellen Verlangens bei Frauen mit einem Verlust ihrer Libido anwendete.
Auch wenn die Östrogene (weibliche Hormone), die im Rahmen einer Hormonersatztherapie der Menopause verschrieben werden (siehe vorheriges Kapitel), Erscheinungen wie Scheidentrockenheit, Missempfindungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bessern, haben sie im Allgemeinen keine Wirkung auf die anderen Bereiche der Sexualfunktion (Verlangen, Erregung, Befriedigung, Orgasmus…).
Hingegen zeigen neuere Studien, dass die Verabreichung einer geringen Menge Testosteron mittels eines transdermalen Pflasters das sexuelle Verlangen, aber auch die Erregung, den Orgasmus, das Selbstbild und die Besorgnis in Bezug auf eine sexuelle Unzulänglichkeit signifikant verbessert, und zwar sowohl bei auf natürliche Weise postmenopausalen Frauen als auch bei jenen, bei denen die Menopause chirurgisch bedingt ist, und unabhängig von einer vorangegangenen Östrogenbehandlung.
Wie steht es um das Sicherheitsprofil?
Natürlich stellt sich die Frage nach der Sicherheit der Anwendung dieses Hormons, das zum alleinigen Zweck der Wiederherstellung eines schwindenden sexuellen Verlangens verordnet wird, und insbesondere nach der Fähigkeit des Testosterons, die Brustdrüsen zu stimulieren und auf diese Weise die Entstehung von Brustkrebs zu begünstigen.
Die experimentellen Befunde hierzu sind eher beruhigend und zeigen, dass Testosteron keine stimulierenden Wirkungen auf die Zellteilung besitzt, sondern im Gegenteil apoptotische (den zellulären Suizid induzierende) und antiproliferative Wirkungen zu haben scheint, die imstande sind, das Tumorwachstum zu hemmen.
In klinischer Hinsicht sind die Studien noch zu wenig zahlreich und von zu kurzer Dauer, um endgültige Beweise für die Unschädlichkeit der Anwendung dieses Hormons bei postmenopausalen Frauen zu liefern. Beim Menschen erhobene Argumente zu seinen Gunsten liefert jedoch eine Erkrankung, die den Namen «polyzystisches Ovarialsyndrom» trägt. Diese Erkrankung ist von der Adoleszenz an von einer anomal hohen Androgenproduktion begleitet. Trotz dieser permanent erhöhten Androgenkonzentration ist keine Zunahme der Häufigkeit von Brustkrebs bei diesen Patientinnen festzustellen.
Ausserdem hat das transdermal (als Gel oder Pflaster) verabreichte Testosteron in allgemeinerer Hinsicht dokumentierte positive Wirkungen auf die Bewahrung der Muskelund der Knochenmasse, die Hautdicke, das Herz-Kreislaufsystem sowie den Stoffwechsel der Lipide und der Kohlenhydrate (insbesondere eine antidiabetische Wirkung).
Was ist zu überwachen?
Die Testosteronersatztherapie – selbst in Form eines gering dosierten Pflasters – muss von einem Arzt verschrieben werden und unter regelmässiger ärztlicher Überwachung erfolgen.
• Obwohl diese Behandlung im Allgemeinen sehr gut vertragen wird, sind Kontaktallergien an der Applikationsstelle des Pflasters relativ häufig.
• Eine Bewertung der Wirksamkeit dieses Hormons auf die sexuelle Funktionsstörung sollte nach einigen Behandlungswochen erfolgen. Wenn keine signifikante Besserung eingetreten ist, muss die Behandlung natürlich abgebrochen werden.
• Wenn die Behandlung aufgrund ihrer günstigen Wirkung aufrechterhalten wird, muss die Patientin jedoch in regelmässigen Abständen auf eventuelle Zeichen einer Virilisierung (Akne, Haarausfall, Hirsutismus, Veränderung der Stimme…) untersucht werden, die jedoch angesichts der geringen verabreichten Testosterondosen (300 Mikrogramm / Tag) wenig wahrscheinlich sind.
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