Lebensmittelallergien bei Erwachsenen

Prof. Barbara Ballmer-Weber

Klinik für Dermatologie und Allergologie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen

September 28, 2022

Lebensmittelallergien können viele schädliche, potenziell lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Dazu gehören Juckreiz, Anschwellen der Zunge, Erbrechen, Durchfall, Atembeschwerden, Nesselsucht oder niedriger Blutdruck. In den Industrieländern leiden 6 bis 8 Prozent der Menschen an einer Lebensmittelallergie. Der Umgang mit einer Nahrungsmittelallergie besteht vor allem darin, die Nahrungsmittel zu meiden, auf die man allergisch reagiert. Die häufigsten Allergene sind natürlich Haselnüsse und Erdnüsse. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie eine Allergie haben, sollten Sie mit einem Ernährungsberater sprechen. So können Sie sicher sein, welche Lebensmittel Sie essen können und welche Sie meiden sollten!

Möchten Sie mehr wissen? Lesen Sie weiter im Artikel von Prof. Barbara Ballmer-Weber!

LEBENSMITTELALLERGIEN BEI ERWACHSENEN: WORUM GEHT ES?

In einer Umfrage unter Hunderten von Menschen gaben 30 % der Befragten an, dass sie oder ein Familienmitglied an einer Lebensmittelallergie leiden. Alle Arten von Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie z. B. Blähungen nach dem Verzehr von Hülsenfrüchten, Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktoseintoleranz) oder Histaminvergiftungen nach dem Verzehr von verdorbenem Fisch werden auf eine Allergie zurückgeführt. Der Begriff Allergie ist nur für Immunreaktionen reserviert, die durch Proteine verursacht werden. Man schätzt, dass echte Nahrungsmittelallergien bei mindestens 2 bis 8 % der erwachsenen Bevölkerung auftreten. Allergische Reaktionen auf Lebensmittel treten in der Regel in Schüben auf, es sei denn, es handelt sich um ein Grundnahrungsmittel. In einigen Fällen lässt sich die Diagnose bereits aus der Krankengeschichte des Patienten ableiten. Schwieriger wird es, wenn Sie auf häufig verzehrte Lebensmittel wie Eier oder Milch allergisch sind.

LEBENSMITTELALLERGIEN BEI ERWACHSENEN: WAS PASSIERT?

Prozentuale Häufigkeit des wichtigsten allergenen Lebensmittels

Haselnuss 48%

Erdnüsse: 28%

Walnuss: 33%

Fisch: 28%

Tomaten: 16%

Sellerie: 65%

Karotte: 70%

Banane: 11%

Kiwi: 33%

Apfel: 42%

(ausgedrückt in % der Patienten mit Nahrungsmittelallergie).

Neben der Mundschleimhaut ist die Haut das am häufigsten von Nahrungsmittelallergien betroffene Organsystem. Typische Symptome sind Nesselsucht, Schwellungen, vor allem im Gesicht (Quincke-Ödem), oder akute Rötungen der Haut. Sehr selten gehen diese Erscheinungen in einen akuten Schub eines atopischen Ekzems über. Selten treten isolierte Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auf. Das orale Allergiesyndrom findet sich bei über 80 % der Nahrungsmittelallergiker. Es äußert sich durch Juckreiz und Schwellungen der Lippen, der Mundschleimhaut und des weichen Gaumens unmittelbar nach Kontakt des jeweiligen Lebensmittels mit der Mundschleimhaut. Die Symptome der Atemwege äußern sich als allergischer Schnupfen, Schwellung des Kehlkopfes oder Atemnot. Die schwerwiegendste Reaktion auf Lebensmittel ist der anaphylaktische Schock. Es gibt Faktoren, die die allergische Reaktion verschlimmern können. Dazu gehören die Einnahme von Schmerzmitteln oder sportliche Betätigung. Die Symptome treten in der Regel innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden nach dem Essen auf.

Versteckte Lebensmittelallergene

Der heutige Lebensstil mit häufigem Auswärtsessen und hohem Konsum von Fertigprodukten macht es für Lebensmittelallergiker schwierig, ihre Ernährung zu kontrollieren. Die unwissentliche Aufnahme eines so genannten „versteckten“ allergenen Lebensmittels kann zu schwerwiegenden Zwischenfällen führen. Dies kann durch eine Kontamination beim Kochen geschehen, z. B. wenn dasselbe Kochgeschirr für die Zubereitung von zwei Gerichten verwendet wird, oder wenn die Zusammensetzung eines Fertigerzeugnisses vom Hersteller plötzlich geändert wird. Auch die Produktdeklaration auf der Verpackung eines Fertigerzeugnisses kann irreführend sein. So muss ein Ei-Allergiker wissen, dass z. B. ein „Bindemittel“ darauf hinweisen kann, dass ein Produkt Ei enthält, oder ein Milch-Allergiker, dass z. B. Würstchen Milch enthalten können. Ein weiteres Risiko des versehentlichen Kontakts mit Lebensmittelallergenen besteht darin, dass bei manchen Patienten bereits das Einatmen dieser Stoffe ausreicht, um eine schwere allergische Reaktion auszulösen. Dies hat sich zum Beispiel bei Fischallergien gezeigt. Bei einem Teil der Patienten mit einer Allergie der Atemwege (insbesondere Heuschnupfen) kann die Einnahme bestimmter Nahrungsmittel allergische Symptome auslösen. Dieses Phänomen wird als „Kreuzreaktion“ bezeichnet. Die am häufigsten vorkommenden Pollen sowie Latex, Hausstaubmilben und Vogelfedern können mit vielen Lebensmitteln eine Kreuzreaktion eingehen.

WIE KANN ICH HERAUSFINDEN, OB ICH EINE LEBENSMITTELALLERGIE HABE?

Eine ausführliche Krankengeschichte kann oft Aufschluss über das verantwortliche Nahrungsmittelallergen geben; manchmal ist auch ein vom Patienten geführtes Ernährungstagebuch hilfreich. Wie bei jeder unmittelbaren Art von Allergie werden in erster Linie Hauttests durchgeführt. Zusätzlich kann ein Bluttest veranlasst werden, um nach spezifischen Antikörpern (IgE) zu suchen. Wenn die Testergebnisse keine Diagnose zulassen oder wenn es keine Übereinstimmung zwischen den Testergebnissen und der Krankengeschichte des Patienten gibt, kann die Exposition gegenüber dem verdächtigen Lebensmittel oft nur zur Klärung beitragen. Die Exposition gegenüber dem vermuteten allergenen Lebensmittel sollte nur unter der Aufsicht eines allergologisch geschulten Arztes und unter Krankenhausbedingungen erfolgen.

WIE WERDEN LEBENSMITTELALLERGIEN BEI ERWACHSENEN BEHANDELT?

Häufig können Patienten mit einer Allergie gegen rohes Obst und Gemüse die entsprechenden Lebensmittel auch in gekochtem Zustand vertragen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Nahrungsmittelallergie durch eine Kreuzreaktion auf Birkenpollen erworben wurde. Ein Apfelallergiker kann dann z. B. in den allermeisten Fällen problemlos Apfelmus verzehren. Oft reicht es aus, den Apfel zu reiben, um die Allergenität zu verringern. Im Zweifelsfall ist es die sicherste Therapie, die allergieauslösenden Lebensmittel zu meiden. Bei Lebensmitteln, die nicht täglich verzehrt werden, wie z. B. Fisch, ist es relativ einfach, eine entsprechende (z. B. fischfreie) Diät einzuhalten. Schwieriger wird es bei einer Allergie gegen häufig verzehrte Lebensmittel wie Eier, Milch oder Weizen. Eine Eliminationsdiät für ein Grundnahrungsmittel stellt höhere Anforderungen an den Patienten. Derzeit gibt es keine spezifischen Protokolle für die Immuntherapie bei Nahrungsmittelallergien, die routinemäßig eingesetzt werden können.

BEHANDLUNGEN UND PRÄVENTION:

Kochen Sie allergieauslösendes Obst und Gemüse. Das Kochen reicht jedoch nicht immer aus, um die Allergene zu inaktivieren (z. B. bei Sellerie), oder ist bei bestimmten Lebensmittelallergien wie Erdnüssen oder Fisch sogar völlig unwirksam.

– Tragen Sie immer ein Notfallset mit einem Antihistaminikum und einem Kortikosteroid bei sich, bei schwereren Symptomen mit einem Adrenalin-Pen.

– Vermeiden Sie den Verzehr von allergenen Lebensmitteln.

– Lassen Sie sich von einem Ernährungsberater beraten.

KREUZREAKTIONEN ZWISCHEN ATEMWEGSALLERGIEN UND LEBENSMITTELN

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