Was also ist Epigenetik? Im Grunde genommen kann das, was wir erleben, die chemische Zusammensetzung unserer Gene verändern, die dann an die nächste Generation weitergegeben werden, ohne dass die DNA verändert wird. Dies gilt insbesondere für Angstzustände, psychische Erkrankungen, Depressionen und vieles mehr. Da es sich um ein relativ neues Forschungsgebiet handelt, gibt es noch viele unbeantwortete Fragen. Es sind nicht nur die negativen Dinge, die weitergegeben werden können, auch positive Erfahrungen können unsere Nachkommen beeinflussen. Es liegt an uns, ein gesundes Lebensumfeld zu schaffen, sowohl geistig als auch körperlich, damit es weitergegeben werden kann.
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Wissen Sie, was Epigenetik ist? Dieses neue Forschungsfeld wird seit Beginn der 2000er-Jahre in der wissenschaftlichen Literatur behandelt, seitdem Forscher versuchen, zu verstehen, warum die Nachfahren von Menschen, welche starke Traumen erlebt haben, scheinbar empfindlicher sind als andere.
Heute lehrt uns die Epigenetik, dass das, was wir erleben, die chemische Zusammensetzung unserer Gene sensibel verändern kann. Und diese Veränderungen werden an die nächsten Generationen weitergegeben, ohne dass sich die DNA verändert.
Auf der wissenschaftlichen Website Epigenom definiert der Wiener Professor Thomas Jenuwein diese subtile Wissenschaft folgendermassen: «Den Unterschied zwischen der Genetik und der Epigenetik kann man wahrscheinlich mit dem Unterschied zwischen dem Schreiben und dem Lesen eines Buchs vergleichen. Nachdem ein Buch geschrieben ist, ist der Text (die Gene oder die in der DNA gespeicherte Information) in allen an den interessierten Leserkreis verteilten Kopien der gleiche. Jedoch wird jeder einzelne Leser des Buchs die Geschichte auf etwas unterschiedliche Weise interpretieren, mit sich im Laufe der Kapitel unterschiedlich entwickelnden Gefühlen und Erwartungen. In sehr ähnlicher Weise ermöglicht die Epigenetik verschiedene Interpretationen einer festen Vorlage (das Buch oder der genetische Code), was je nach den variablen Bedingungen, unter denen die Vorlage betrachtet wird, zu unterschiedlichen Lesarten führt.»
Durch die Erkenntnis, dass das, was wir erlebt haben, Auswirkungen auf unsere Nachfahren haben kann, insbesondere in Bezug auf Angstgefühle, Depressionen, bestimmte psychische Erkrankungen und die Bewältigung von Emotionen, ermöglichen es uns die Forscher, die Bedeutung unseres epigenetischen Erbguts zu entdecken. Die entsprechenden Studien erfolgen im Rahmen einer Bewegung, die die Evolutionstheorie, welche auf der alleinigen Vererbung der Gene beruht, erneut in Frage stellen. Jüngste Studien an blutsverwandten Mäusen haben insbesondere gezeigt, dass sich eine Ernährungsumstellung auf den Nachwuchs auswirken kann. Wenn trächtige Weibchen eine Ernährung mit Methyl-reichen Ergänzungsmitteln wie Folsäure und Vitamin B12 erhielten, hatte ihr Nachwuchs vorwiegend braunes Fell. Die meisten Nachkommen der Mäuse in der Kontrollgruppe, denen keine Nahrungsergänzungsmittel verabreicht wurden, hatten gelbes Fell.
Da die Wissenschaftlern mit ihren Forschungen erst am Anfang stehen, gibt es noch viele offene Fragen. Bislang haben nur wenige Veröffentlichungen im Bereich der Neurowissenschaften gezeigt, dass nicht nur traumatische Erlebnisse vererbt werden. Auch besonders positive Erlebnisse sind scheinbar Teil des erblichen Gepäcks.
Heute liefert die Wissenschaft biologische Erklärungen auf das, was viele von uns bereits gespürt haben, ohne es erklären zu können: Indem sie ihre Geschichte, ja, sogar ihre Lebensweise an uns weitergegeben haben, haben unsere Vorfahren in jedem von uns ein Erbe hinterlassen, das unsere Persönlichkeit prägt. Jetzt ist es unsere Aufgabe, mit unserer – wenn auch unbewussten – aktiven Rolle bei der Vererbung umzugehen und sie zu verstehen…
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