Wohlbefinden: ein großer Trumpf für ein besseres Leben und ein besseres Altern!

Prof. Jacques Proust and Nathalie Aubrun

Nescens, Genolier-Klinik

Februar 28, 2022

Die Zeit schreitet unweigerlich voran und mit ihr die moderne Medizin. Die Lebenserwartung wird mit den Fortschritten der Medizin allmählich länger und länger. Leider bedeutet das nicht, dass wir diese zusätzlichen Jahre in bester Gesundheit verbringen. Zu den Faktoren, die zu einer schlechteren Gesundheit beitragen, gehören unsere Umwelt, unsere Ernährung, unser Lebensstil und sogar unser Verhalten. Ärzte und Denker wie Halbert Dunn, Jack Travis, Don Ardell, Bill Hettler und andere haben uns ein besseres Verständnis unseres Wohlbefindens und der Möglichkeiten zu dessen Verbesserung vermittelt. Einige der von ihnen genannten Methoden umfassen körperliche und geistige Übungen, die Wahrnehmung und Kontrolle von Emotionen, geistige Gelassenheit und vieles mehr. Auch soziale Aspekte wie Kontakte, Interaktion und Hilfe für andere Menschen können zu unserem Wohlbefinden beitragen.

Möchten Sie mehr erfahren? Lesen Sie weiter im Artikel von Prof. Jacques Proust und Nathalie Aubrun.

Heutzutage nimmt die Lebenserwartung bei Geburt stetig zu, wie allseits bekannt. Etwas weniger bekannt ist die Entwicklung der Lebenserwartung bei der Geburt in guter Gesundheit, also die Zahl der Jahre, die wir in guter Gesundheit leben werden. Diese Zahl stagniert. Anders gesagt, wir werden zwar länger leben, aber wahrscheinlich mehr Jahre in schlechter Gesundheit.

Eine britische Studie hat sich mit Bevölkerungsprognosen und dem Auftreten von Krankheiten befasst – im Jahr 2035! Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Zahl der über 85-Jährigen, die an mindestens vier Krankheiten leiden, bis 2035 voraussichtlich verdoppeln wird. Doch das frappierendste Ergebnis bezieht sich auf diejenigen von uns, die heute 50 bis 59 Jahre alt sind und zu diesem Zeitpunkt zwischen 65 und 74 Jahre alt sein werden. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zwei oder drei Krankheiten haben werden, im Vergleich zu heute höher. Man weiß heute mehr über die Gründe für diese Entwicklung. Natürlich spielen unsere Gene eine Rolle, aber sie sind nicht allein daran schuld – wir selbst tragen viel dazu bei! Schätzungsweise werden nur 25 % der Lebenserwartung durch unsere genetische Veranlagung beeinflusst. Obgleich sich genetische Faktoren auf die Langlebigkeit auswirken, verändern wir die Expression unserer Gene (Epigenetik) in jedem Augenblick unserer Existenz durch unser Verhalten, unsere Ernährung, unseren Lebensstil und unsere Umwelt. Die schädlichen Auswirkungen bestimmter Risikoverhaltensmuster (Tabak, Alkohol usw.) gelten weithin als erwiesen, ebenso wie der direkte Zusammenhang zwischen der Zunahme von Übergewicht und Bewegungsmangel und dem Risiko, mehrere Krankheiten zu entwickeln (chronische Krankheiten, Krebserkrankungen usw.). Auch die nachteilige Wirkung von chronischem Stress auf die Gesundheit ist jetzt besser bekannt. Stress soll zum Auftreten zahlreicher Krankheiten oder zur Verschlimmerung ihres Verlaufs beitragen. So erhöht Stress das Risiko, einen Myokardinfarkt. zu erleiden, um den Faktor 2,5. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat chronischer Stress Auswirkungen auf die Entstehung vieler anderer Erkrankungen (einige Hautkrankheiten, Typ-2-Diabetes und Krebs). Er schwächt auch das Immunsystem. Während die Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit eine kollektive Herausforderung ist, die von äußeren oder umweltbezogenen Faktoren (einschließlich der Gesundheitssysteme) abhängt, liegt sie auch in der Verantwortung des Einzelnen durch die Wahl eines Lebensstils, der auf die Erhaltung des körperlichen und emotionalen Wohlbefindens abzielt.

Der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Gesundheit ist kein völlig neuer Fakt, aber dass Bewusstsein darüber sehr wohl

Seit langem weiß man, dass Gesundheit und Wohlbefinden miteinander verknüpft sind. Bereits 1946 definierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gesundheit folgendermaßen: „Ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“. Gesundheit ist in ihrer umfassendsten Definition mit dem Begriff des Wohlbefindens verbunden. Die Weiterentwicklung der Verhaltensweisen ging jedoch sehr viel langsamer vonstatten. Es ist einfacher, den Unterschied zwischen Gesundheit und Wohlbefinden zu verstehen: Gesundheit ist ein Zustand des Seins, während Wohlbefinden ein Zustand des Lebens ist. Wir sind für unsere eigenen Entscheidungen, Verhaltensweisen und Lebensstile verantwortlich, aber sie werden auch stark durch das physische, soziale und kulturelle Umfeld, in dem wir leben, beeinflusst. Die heutige Welt mit ihren zu schnellen Veränderungen, um sich als Mensch noch anpassen zu können, mit ihren Gesundheits- und Nahrungsmittelkrisen sowie ihren Umweltphobien hat – gepuscht durch ein übertriebenes Medienecho – die angstauslösende Komponente unseres Lebensstils verstärkt. Um damit zurechtzukommen, ist es immer notwendiger geworden, Antworten zu finden, um im Sinne der Selbstfürsorge das emotionale Gleichgewicht und das körperliche Wohlergehen zu bewahren. Um sich davon zu überzeugen, genügt ein Blick auf die Menge der Internet-Suchanfragen zum Thema Wohlbefinden oder die Anzahl der Artikel zu diesem Thema. Selbst die wissenschaftlich-medizinische Gemeinschaft bringt nun Interesse für das Thema auf. Jetzt, da sie ein besseres Verständnis des Themas hat, gibt sie bereitwillig zu, dass das Wohlbefinden ergänzend zur Medizin bei der Krankheitsvorbeugung und einem besseren Altern eine wichtige Rolle spielt.

Heute wird das Wohlbefinden nicht mehr nur als Glücksstreben definiert

Die Definition von Wohlbefinden lässt sich nicht zusammenfassen als «ein angenehmer Zustand, der sich aus der Befriedigung der Bedürfnisse des Körpers und der Ruhe des Geistes ergibt» (Larousse). Deshalb ist es sicherlich zutreffender, das englische Wort «Wellness» zu verwenden, um davon zu sprechen. Das Konzept der Wellness wurde in den Vereinigten Staaten bereits in den späten 1960er Jahren verwendet, um positive gesundheitliche Aspekte zu beschreiben, die für jeden erreichbar sind und über die bloße Vermeidung von Krankheit hinausgehen.Seine Bedeutung weicht vom Begriff «Well-being», der eher mit Glück assoziiert wird und der französischen Definition näher kommt. Seitdem hat der Wellness-Ansatz dank dem Anstoß eines informellen Netzwerks amerikanischer Ärzte und Denker (wie Halbert Dunn, Jack Travis, Don Ardell, Bill Hettler und andere) an Sichtbarkeit gewonnen; ihr Tun und ihre Arbeiten haben zu einer besseren Definition des Konzepts Wohlbefinden, wie wir es heute verstehen, und der verschiedenen Aktivitäten zu dessen Optimierung beigetragen, wozu insbesondere folgende Aktivitäten gehören:

• Körperlich: unseren Körper durch Bewegung, Ernährung, Schlaf usw. gesund halten.

• Mental: Auseinandersetzung mit der Welt um uns herum durch Lernen, Problemlösung, Kreativität usw.

• Emotional: mit unseren eigenen Gefühlen (und denen anderer) in Kontakt zu sein, sich ihrer bewusst zu sein, sie zu akzeptieren und sie ausdrücken zu können.

• Spirituell: nach Sinn und Zweck unseres Lebens suchen.

• Sozial: Sich anschließen, interagieren, anderen Menschen und unseren Gemeinschaften helfen.

• Umweltbezogen: Schaffung einer sicheren und gesunden Umwelt; sich der Rolle bewusst werden, die wir bei der Verbesserung unserer Umwelt (anstelle ihrer Schädigung) spielen.

Auf dem Weg zu einem völlig ganzheitlichen Wohlbefinden

Das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen des Lebensstils (Multi-Tasking, Bildschirm, Stress usw.), aber auch der Ernährung oder körperlichen Aktivität auf die Gesundheit unseres Gehirns war eine der bedeutendsten Entwicklungen der letzten Jahre. Mit der Zunahme der Lebenserwartung sind degenerative Hirnerkrankungen (Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen) besonders besorgniserregend geworden. Sie werden sich bis 2050 verdreifacht haben. Eine der Folgen ist auch ein besseres Verständnis der Wirkmechanismen verschiedener Techniken (Meditation, Herzkohärenz, Neuro-Training usw.), die zu einer gesunden Hirnalterung beitragen, indem sie im Bereich der Emotionen, der Kognition (mit besonderer Betonung der Aufmerksamkeitsprozesse) und der Erhaltung verbundener Hirnstrukturen wirken. Zur Veranschaulichung: Es ist mittlerweile erwiesen, dass die Praxis der Meditation Ängste, Depressionen und Stress reduziert und positive Emotionen fördert. Sie verbessert auch die kognitiven Funktionen, einschließlich der Aufmerksamkeit, und erhält die Gehirnstrukturen. Weitere Studien sind im Gange, um die Auswirkungen dieser Techniken und der Ernährung auf die Prävention degenerativer Erkrankungen nachzuweisen. Kann man zum Beispiel durch eine Änderung des Essverhaltens den Ausbruch bestimmter Demenzkrankheiten hinauszögern? Die Antwort steht noch aus.

Wohlbefinden, der beste Verbündete für ein besseres Altern

Wie Sie verstanden haben werden, ist die Aufrechterhaltung eines optimalen Wohlbefindens in allen seinen Dimensionen (körperlich, emotional und sozial) unerlässlich, um eine bessere Lebensqualität zu haben, Krankheiten vorzubeugen und auch so lange wie möglich gesund zu bleiben. Wenn man die Lebensstile der Bevölkerung in Weltregionen mit einer höheren Dichte von Hundertjährigen (die berühmten «Blauen Zonen») analysiert, erkennt man als gemeinsamen Nenner, dass in ihrem Lebensstil alle körperlichen, mentalen und gesellschaftlichen Merkmale gegeben sind, die das Wohlbefinden fördern. Der Hauptunterschied zwischen ihnen und dem Rest der Welt ist, dass sie sich nicht um eine gesündere Lebensweise bemühen: Sie haben schon immer so gelebt! Wie auch immer man das Wohlbefinden definiert, bleibt es eine individueller, proaktiver Ansatz, der darin besteht, sich bewusst zu werden und Entscheidungen zu treffen, die allerdings dauerhaft sein müssen, was eine große Herausforderung ist. Dies ist vielleicht das Paradigma des Wohlbefindens der Zukunft: Dafür zu sorgen, dass ein gesunder Lebensstil wieder natürlich wird, nicht mehr als Zwang, sondern als Quelle des Wohlbefindens und der Freude erlebt wird. Die Auswirkungen auf Lebensqualität, Gesundheit und besseres Altern wären dann dessen Folge und nicht Selbstzweck.

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