Kahlköpfigkeit: das Übel an der Wurzel bekämpfen

man losing his hair

Dr. Andrea Garbea

Dermatologin, Laserbehandlung, Ästhetische Medizin, Lutry

April 11, 2021

Haarausfall tritt meist bei Männern auf. Erstaunliche 85 % der Männer leiden ab dem Alter von 50 Jahren unter einer Art von Haarausfall. Insgesamt sind etwa 60 % der Männer von Haarausfall betroffen. Er ist meist genetisch bedingt, kann aber auch durch Stress, Müdigkeit, Traumata usw. verursacht werden. Zum Glück kann man heutzutage viel gegen Haarausfall tun. Es gibt zahlreiche wirksame Behandlungen und Lösungen, um Ihr Haar wieder wachsen zu lassen. Die gängigste Behandlung basiert auf Minoxidil, das den Haarausfall verlangsamt und in einigen Fällen sogar zum Nachwachsen der Haare führt.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, lesen Sie den Artikel von Dr. Andrea Garbea weiter.

Haarausfall ist eine typische Männerkrankheit. Durchschnittlich sind 6 von 10 Männern betroffen, bei den Frauen sind es nur 2 von 10. Noch schlimmer ist, dass die Krankheit bei den meisten betroffenen Männern Komplexe verursacht: depressive Verstimmungen, geringes Selbstwertgefühl, das Gefühl, zu schnell zu altern ….

Dies ist umso problematischer, da der Haarausfall bei einem Viertel der Betroffenen bereits in den Zwanzigern einsetzt. Wir entschuldigen uns schon vorab bei allen Lesern über 50, aber die Zahlen sind leider eindeutig: Fast 85 % der Männer im Alter von 50 Jahren leiden unter starkem Haarausfall, der morgens vor dem Spiegel leicht erkennbar ist. Doch zum Glück kann etwas unternommen werden! Es gibt wirkungsvolle Lösungen und Behandlungen, die das Haar wieder voller machen. Wir haben mit Dr. Andrea Garbea, der seit fast 20 Jahren als Dermatologe in Lutry tätig ist, über die Ursachen des Problems und die Behandlungsmöglichkeiten gesprochen. Also bitte unbedingt weiterlesen, sofern Sie die Flinte noch nicht ins Korn geworfen und die Haarbürste aus dem Badezimmer verbannt und zum Rasierer gegriffen haben.

DR. GARBEA, ERKLÄREN SIE UNS, WAS KAHLKÖPFIGKEIT ODER ALOPEZIE IST

Kahlköpfigkeit und Alopezie haben dieselbe Bedeutung, beide Begriffe beschreiben das Phänomen des beschleunigten Haarausfalls. Wir alle verlieren unsere Haare im Laufe des Lebens, manchmal erst sehr spät, diese Begriffe beschreiben jedoch einen vorzeitigen Haarausfall. In der Umgangssprache spricht man auch von Glatzköpfigkeit, um den erblichen Haarausfall bei Männern zu beschreiben. Der Begriff Alopezie wird meist verwendet, wenn die Haare vereinzelt ausfallen oder kahle Stellen entstehen. Haarausfall wird als krankhaft betrachtet, wenn täglich 60 bis 100 Haar ausfallen. Es gibt selbstverständlich sichtbare Anzeichen, die darauf hindeuten, zum Beispiel eine immer höher werdende Stirn, kahle Stellen an den Schläfen oder auf der Kopfmitte, und zunehmend feineres, dünneres Haar. Kahlköpfigkeit ist bei Männern sehr häufig, fast 60 % der männlichen Bevölkerung ist betroffen. Sie beginnt durchschnittlich zwischen 20 und 35 Jahren, kann sich aber auch schon früher oder erst später bemerkbar machen. Bei Frauen ist der Anteil der Betroffenen geringer, rund 30 % leiden um die 40 an Haarausfall.

WARUM FALLEN DIE HAARE AUS?

Die Genetik ist in fast 90 % der Fälle für den Haarausfall verantwortlich. Die Hauptursache ist ein Überschuss oder eine Empfindlichkeit gegenüber männlichen Hormonen, ein Überschuss ist sehr häufig erblich bedingt. Wenn Ihr Vater an Haarausfall leidet, sind die Chancen, dass auch Sie einmal betroffen sind, gross. Manchmal werden jedoch Generationen übersprungen, sodass auch ein Grossonkel für den Haarausfall verantwortlich sein kann. Konkret bedeutet dies, dass männliche Hormone den Lebenszyklus der Haare beschleunigen und somit auch den Haarausfall. Anders gesagt, sie beschleunigen das Nachwachsen der Haare, das Problem ist nur, dass nach mehreren Zyklen des Ausfallens und Nachwachsens nichts mehr nachwächst und die Stirn oder die Schläfen kahl werden. Bei Frauen sind die am Haarausfall beteiligten Hormone während der Menopause sehr aktiv. Auch andere Faktoren wie Stress, Müdigkeit, Traumata oder Schockzustände können zu vorübergehendem Haarausfall führen. Ein Autounfall, eine schwere Krankheit oder der Verlust eines Angehörigen kann der Auslöser sein und auch noch 2 oder 3 Monate später zu Haarausfall führen. Auch saisonale Veränderungen spielen eine Rolle, im Frühling und im Herbst kommt es häufiger zu Haarausfall, dann kommen die meisten Patienten mit diesem Problem in meine Praxis. Kopfhaut- oder Pilzerkrankungen können ebenfalls die Ursache sein, sie greifen die Kopfhaut an und führen zu vorübergehendem Haarausfall. Zudem können bestimmte medikamentöse Behandlungen wie beispielsweise eine Chemotherapie zu Haarausfall führen. Alopezie kann auch durch die Einwirkung von Zugkraft auf die Kopfhaut oder ein physisches Phänomen verursacht werden: häufiges Tragen von Pferdeschwänzen, Bandanas oder wenn man sich an den Haaren zieht, meist wegen eines Ticks. Eine unausgewogene Ernährung und ein Mangel an bestimmten Vitaminen wie H oder B6 oder Eisenmangel sind weitere mögliche Ursachen. All diese Faktoren sind für rund 10 % der Fälle von krankhaftem Haarausfall verantwortlich.

WIE KANN MAN HERAUSFINDEN, OB DER HAARAUSFALL KRANKHAFT IST?

Die Patienten werden gebeten, fünf Tage lang die Haare zu zählen, die beim Waschen und im Laufe des Tages ausfallen. Wenn weniger als 60 Haare ausfallen, ist der Haarausfall nicht krankhaft, wenn es mehr sind, besteht die Möglichkeit. Man kann auch ein kleines Büschel Haare entnehmen und unter dem Mikroskop untersuchen, um den Anteil der Haare zu identifizieren, der auszufallen droht. Liegt er bei mehr als 30 – 50 %, handelt es sich um krankhaften Haarausfall. Man muss ausserdem sichergehen, dass die Kopfhaut nicht von einer Pilzerkrankung oder einer Infektion betroffen ist. Mit einer Blutprobe kann bestimmt werden, ob ein Mangel oder eine Schilddrüsenfehlfunktion vorliegt, die den Haarausfall verursacht.

WELCHE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES?

Bei den 10 % der Betroffenen, bei denen der Haarausfall auf beeinflussbare Faktoren zurückgeht, das heisst Mängel oder externe Faktoren wie Pilzerkrankungen oder Infektionen, reicht es aus, diese Störungen zu behandeln, um das Problem zu beheben. Bei den 90 % der Betroffenen, bei denen der Haarausfall erblich bedingt ist, ist es komplizierter. In jedem Fall gilt, dass eine Behandlung die beste Wirkung zeigt, wenn der Haarausfall früh erkannt wird. Die geläufigsten Behandlungen basieren auf dem Wirkstoff Minoxidil. Das Produkt verlangsamt den Haarausfall und führt in manchen Fällen sogar zu einem Nachwachsen der Haare. Es ist als Lotion erhältlich, die zwei Mal täglich aufgetragen wird. Die Behandlung muss «auf Lebenszeit» befolgt werden und darf nicht unterbrochen werden, um die Wirkung zu erhalten. Weitere wirkungsvolle Behandlungen für Männer sind Finasterid-Tabletten. Diese beiden Therapien haben gute Erfolgsraten und führen bei manchen Patienten dazu, dass die Haare teilweise nachwachsen.

UND WENN TABLETTEN UND LOTIONEN KEINE WIRKUNG ZEIGEN ODER NICHT AUSREICHEN?

Eine Haartransplantation ist immer eine Möglichkeit. Bei der Operation werden Haarfollikel, also Haarwurzeln, aus Bereichen entnommen, in denen das Haar dichter ist, häufig am Hinterkopf über dem Nacken. Die Haarwurzeln werden nacheinander an die kahlen Stellen auf dem Kopf verpflanzt. Die Operation dauert durchschnittlich 2 bis 3 Stunden, circa 1’500 Implantate werden entnommen und verpflanzt, das sind zwischen 3’000 bis 5’000 Haare. Jedes Implantat umfasst 1 bis 4 Haare, je nach natürlicher Zusammensetzung. Die Operation findet unter örtlicher Betäubung statt und ist in der Regel schmerzfrei, anschliessend kann es jedoch zu Spannungsgefühlen kommen und die Stirn kann durch die Betäubung ein paar Tage anschwellen. Das Endergebnis ist 8 Monate bis ein Jahr nach der Operation sichtbar. Sollte eine erneute Operation erforderlich sein, muss nach der ersten ein Jahr gewartet werden. Die Operation ist zwar sehr kostspielig, aber die wirkungsvollste Lösung, um langfristig volles Haar zurückzubekommen. Im Anschluss kann die Behandlung mit Minoxidil oder Finasterid fortgesetzt werden, um die Erfolgschancen zu optimieren.

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